Andacht am 04.03.2010, Pfarrerin Mayer

Liebe Gäste der Vesperkirche, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Tischgemeinschaft hier in der Friedenskirche,

herzlich grüße ich Sie und Euch alle!
Ich hoffe es hat Ihnen geschmeckt und schmeckt Ihnen später weiter. Ganz bestimmt!
Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl hier und haben gute Gespräche und Begegnungen. Und dass es Ihnen warm ist ums Herz.

Als ich letzte Woche zum ersten Mal zum Essen hier war, wurde es mir gleich so richtig warm ums Herz – und nebenbei wurde ich selbstverständlich auch gut satt!
Die Freundlichkeit hier; die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit; alle gemeinsam, friedlich und gut: Das ist wunderbar hier in der Friedenskirche.

Ich traf eine mir bekannte junge Frau, die sagte: "Es ist unglaublich, meine Kinder sitzen stundenlang nebeneinander und spielen. Sie sind ganz friedlich dabei, streiten sich nicht – das kenne ich sonst gar nicht. Ich glaube, das kommt daher, weil hier alles so friedlich ist. Alles hier strahlt Frieden aus."

So soll es immer sein, ach wäre das schön!
Dass wir einfach zusammen sind, einfach nur Menschen, groß und klein, ob mit oder ohne Geld, krank oder gesund. So genannte Rangunterschiede, Statusunterschiede - ach, wie leiden wir manchmal darunter - spielen keine Rolle. Alle sind gleich wichtig. Niemand bleibt draußen stehen, traurig und allein. Niemand ist einsam. Und wir teilen das Essen. Alle werden satt. Und wir schauen einander an und freuen uns an jedem Gesicht.

So soll es immer sein - lasst uns das weiter tragen, weiter leben!
Dass nach dem 7. März in unserem Alltag davon etwas weitergeht. Dieser Traum von Gerechtigkeit, von Menschlichkeit, vom einfachen guten Leben miteinander, der hier ein Stück Wirklichkeit geworden ist, soll weiter gelebt werden in unseren Häusern, in unseren Kirchen, und in unserem persönlichen, auch im politischen Handeln.

Es ist ein Traum, den auch Gott träumt für uns und mit uns. Und Jesus. Die Bibel ist voll von Erzählungen und Berichten über Tischgemeinschaften. Und es sind immer Tischgemeinschaften, in denen so genannte Rangunterschiede gar keine Rolle spielen. Im Gegenteil, es ist genau umgekehrt:  es soll besonders denen Gerechtigkeit geschehen, die sich „als letzte“ fühlen. Wer ganz unten sitzt, darf aufrücken. Wer sich gleich oben an den Tisch setzt muss möglicherweise wegrücken und an den unteren Platz gehen. Es gibt keinen Vorsitz. Es ist immer klar, wer der eigentliche Gastgeber ist: nämlich Gott.

Natürlich sind hier in der Vesperkirche Gastgeber und Gastgeberinnen und ich meine, Gott handelt durch sie - und in uns allen ist etwas von Gott.  

Die Tischgemeinschaft ist auch ein Bild für die neue, die gerechte Welt Gottes, auf die wir hoffen, wenn wir beten: "Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden, Dein Reich komme". Es ist das Bild des ewigen Festmahls, das wir in der Bibel finden und auf das wir hoffen. Da ist dann wirklich alles gut, und niemand muss mehr traurig sein und allein.

Gott sei Dank für diese Vesperkirche, für jede und jeden hier. Gott segne uns alle.