Andacht am 17.02.2010, Vikarin Künstel

Heute ist Aschermittwoch. Ab heute zählen wir die Tage und Wochen bis Ostern. Es sind noch 50 Tage, noch 7 Wochen. Die Zeit, die jetzt beginnt ist eine Vorbereitungszeit auf Ostern. Schon immer haben sich die Menschen Gedanken gemacht, wie sie in dieser Zeit leben wollen. In dieser Zeit denken wir an Jesu Leiden und seinen Weg zum Kreuz. Die Menschen haben sich überlegt, wie sie Jesu Leiden mitgehen könnten. Und es entstand die Tradition, dass Menschen in dieser Zeit auf etwas verzichten. Es entstand die Fastenzeit. Diese Vorbereitungszeit auf Ostern gibt es bis heute.

Heute fasten die wenigsten Menschen in einer Weise, dass sie weniger essen. Aber viele Menschen überlegen sich, wie sie diese Zeit vor Ostern bewusst und ein wenig anders als im Alltag leben können. Manche verzichten auf etwas, das ihnen durch das Jahr hindurch lieb geworden ist. Sie leben 7 Wochen ohne Fernsehen, 7 Wochen ohne Alkohol, Schokolade oder z. B. auch 7 Wochen ohne schlecht über andere zu reden.

Andere Menschen wollen nicht 7 Wochen „ohne“, sondern 7 Wochen „mit“: sie wollen „7 Wochen mit“ etwas durch diese Zeit gehen. 7 Wochen mit einer stillen Zeit am Tag. 7 Wochen nicht ohne ein Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund, 7 Wochen mit einem guten Buch, mit schöner Musik, oder auch 7 Wochen mit einem täglichen Spaziergang…

Fast gleichzeitig mit der Fastenzeit hat auch diese Vesperkirche begonnen. 3 von diesen 7 Wochen will sie den Menschen die Türen öffnen. Es gibt festliches Essen an schön gedeckten Tischen. Es gibt Gespräche und Wärme; Gutes für Leib und Seele. Wir alle genießen die Gastfreundschaft dieser Kirche. Gerade hier sollen wir nicht auf etwas verzichten müssen. Gerade hier soll es uns gut gehen.

Vesperkirche in der Fastenzeit? Passt das zusammen? Ich denke schon. Denn Fastenzeit heißt, sich in der Zeit vor Ostern bewusst zu werden, dass Gott in Jesus jeden Tag mit uns geht, auch und gerade wenn wir einen schweren Weg gehen. Fastenzeit heißt, sich bewusst zu werden, dass Gott selbst das Schwere im Leben kennt. Denn Jesus ist auf seinem Weg zum Kreuz selbst durch das Schwerste gegangen.

Und Vesperkirche? Hier können wir es schmecken und sehen, wie freundlich Gott ist. Hier können wir vielleicht an der einen oder anderen Stelle erleben, dass wir mit unserem schweren Päckle, das wir zu tragen haben, nicht alleine gehen. Vielleicht können wir uns hier sagen lassen: schön dass du da bist. Setz dich hin, ruh aus, mach eine Pause, bevor du weitergehst.

Wie können wir diese Zeit vor Ostern bewusst er-leben? Können es „7 Wochen mit“ sein für uns? Oder „7 Wochen ohne“? Die Vesperkirche setzt einen Anfang: ein Zeit mit Begegnung. Eine Zeit ohne Scheu. 3 Wochen „mit“ einander. Tag für Tag.

Möge Gott uns bei diesem Miteinander begleiten und uns begegnen. Jeden Tag immer wieder neu.

Amen