Andacht am 24.02.2010, Pastoralreferent Wunram

Liebe Gäste, liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,
vor einigen Jahren war ich mit einer Wandergruppe in Israel unterwegs.
Den ganzen Tag waren wir gewandert.
Es war heiß.
An einer Bachfurt wollten wir Mittagspause einlegen, doch das Verpflegungsauto kam und kam nicht.
Schließlich erhielt unser Reiseleiter einen Anruf: Es gäbe eine Panne. Wir müssten bis zum Abend weiterlaufen und bekämen erst im Hotel wieder etwas zum Essen. In Sekundenschnelle war die Stimmung der Gruppe auf dem Tiefpunkt, hatte doch jeder einen Bärenhunger.

Da meinte einer aus der Gruppe:
Kommt, ich hab noch nen Apfel und nen Müsliriegel – lasst uns den miteinander teilen.
Man setzte sich. Der Apfel wurde geteilt.
Von einer anderen Seite kam ein zweiter.
Eine Orange. Fruchtbonbons.
Wir teilten und aßen – und alle wurden satt.
Wahrscheinlich haben Sie, liebe Gäste und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,  schon ähnliches selber erlebt.
Auf einmal reicht es, obwohl es eigentlich zu wenig ist.

Wir können eine Menge teilen: Zuhören, Erfahrung, Zeit, Miteinander – natürlich auch Geld.
Wenn wir heute hier in der Vesperkirche zusammen sind, dann fangen wir schon damit an: Wir begegnen uns auf Augenhöhe in dieser Mittagszeit.
Das ist das Schöne hier!
Und ich denke auch: Es werden alle satt.

Einer ganzen Menge geht es wirtschaftlich gerade nicht besonders gut: Arbeit oder auch Geld fehlt. Man hat das Gefühl, dass man da nicht mehr rauskommt.
Ähnlich wie bei der Wandergruppe, bei der die Stimmung auf dem Tiefpunkt angekommen war.
Man fühlt sich wie gelähmt. Da geht nichts mehr.

Dieses Gefühl, nicht mehr rauszukommen, das hat man auch in Eglosheim vor einigen Jahren gespürt.
In St. Thomas Morus haben wir uns darüber Gedanken gemacht. Und unsere Idee war: Jeder von uns kann einen kleinen Beitrag leisten.
Mag er noch so klein sein.
Nicht nur die Reichen, die es in Eglosheim im Übrigen gar nicht gibt, sondern jeder von uns, der da lebt.

So ist der Tafelladen, ein Ort, wo man Lebensmittel an Menschen mit geringen Einkommen gegen ein symbolische Entgelt abgibt, als Filiale der LudwigsTafel, entstanden.
Aber da haben sich nicht nur Reiche für Arme engagiert.
Von Anfang an standen auch Kunden hinter der Ladentheke.
Neben dem Tafelladen gibt es heute auch noch zwei Gebrauchtkleiderläden,
einen für Kinder-, einen für Erwachsenenkleidung.
Immer mit der Idee: Wir können die Welt verändern, wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet. Und: Jeder kann das.
Schließlich hat man auch das Thema Arbeit angepackt: Arbeitslose Frauen und Männer schaffen – jeder ein paar Stunden – in sozialen Projekten und werden begleitet auf dem Weg in Arbeit.
Daraus ist der Mittagstisch entstanden, der wie die Vesperkirche Essen anbietet. Montag, Mittwoch, Freitag. Für jung und alt, für arm und reich.

Es ist genug für alle da auf dieser Welt, wenn wir teilen, wenn wir uns einsetzen.

Liebe Gäste, liebe MitarbeiterInnen,
Vesperkirche ist ja nur drei Wochen lang. Danach beginnt wieder der Alltag.
Da dürfen Sie wissen: Wir, ob evangelische oder katholische Kirche, sind das ganze Jahr für Sie da – und am besten zusammen mit Ihnen.
Heute wollen wir Sie schon mal auf ein Essen, gerne auch nach der Vesperkirchenzeit zu uns nach Eglosheim, oder auch zum zweiten Mittagstisch nach Grünbühl einladen. Auf Kosten des Hauses. Gerne bekommen Sie von uns einen Einladungsgutschein dafür!

Schließen möchte ich mit einigen Zeilen aus der Bibel, die das alles zusammenfasst:
Einen Tag lang sind da 5000 Leute Jesus in die Wüste gefolgt. Es wird Abend.
Die Jünger wenden sich an Jesus und sagen: Die Leute haben Hunger.
Und er sagt: Gebt Ihr Ihnen zu essen. Wie viele Brote habt Ihr? Geht und seht nach.
5 Brote und zwei Fische sind da. Jesus erbittet den Segen Gottes, teilt sie.
Und alle werden satt. Es ist noch eine Menge übrig.
Es ist genug für alle da – wenn?
Ja wenn? Wenn man glaubt, dass teilen nicht ärmer macht und dass jeder etwas geben kann.