Andacht am 22.02.2011, Pfarrerin Gisela Vogt

Engel

Haben Sie sich hier in der Friedenskirche auch schon einmal die Zeit genommen, um nach Engeln Ausschau zu halten?
Es gibt ganz viele hier. An der Kanzel, an der Decke in so manchen Rosetten oder in den Ecken sind sie zu finden. Ich weiß nicht wie viele verschiedene hier in der Kirche ihren Platz gefunden haben… Nehmen Sie sich doch einmal ein wenig Zeit und gehen sie auf Engelsuche. 

Woran erkennt man eigentlich einen Engel?
An den Pausbacken und den Speckringen an den Ärmchen, an Locken und Flügeln. So jedenfalls möchte man antworten, wenn man sich hier in der Kirche umschaut. Da sind sie ganz einfach zu erkennen, die Engel.

Ich glaube aber, Engel sehen ganz anders aus. Ganz normal eigentlich, wie Sie und ich.
So jedenfalls scheint es, wenn man die biblischen Geschichten liest, die von Engeln erzählen. Wenn in der Bibel erzählt wird, wie Menschen einem Engel begegnen, dann geht es nicht darum, wie die Engel ausgesehen haben. Wichtig ist, was sie zu sagen haben. Engel sind schließlich Boten von Gott.

Von Engeln ist in der Bibel dann die Rede, wenn Menschen nicht mehr weiter wissen.
Wie Maria zum Beispiel, die junge Frau, die ein Kind bekommen wird und eigentlich so gar nicht damit gerechnet hatte. Auf einmal steht jemand vor ihr und sagt: Gott braucht dich. Dich und dein Kind. Dein Sohn wird die Welt verändern. Die Kraft Gottes wird in ihm sein. Und in dir.

Der Fremde gibt ihr dann noch einen Rat, an wen sie sich wenden kann wenn sie Hilfe braucht. Er weist sie auf eine andere Frau hin, die auch ein Kind erwartet. Und Maria begreift: die wird mich verstehen. Zu ihr werde ich gehen. Da hat Maria keine Angst mehr. Sagt ja zu ihrem Kind und sagt ja zu Gott.

Später hat man dann gesagt und erzählt: das war ein Engel, der das möglich gemacht hat. Ein Bote von Gott.
Wer sonst könnte das schaffen? Wer könnte einem jungen Mädchen die Angst nehmen vor einem ungeplanten Kind?

Ich glaube, Maria hat das auch erst später so gesehen, dass es ein Engel war, denn nicht der Engel war es, der sie in Verwunderung gestürzt hat, sondern das, was er ihr versprochen hat. 
Gott wird mit dir sein. Das hat vorher noch keiner zu ihr gesagt. Aber es tut ihr gut.
Es nimmt ihr die Angst.

Ich glaube, dazu braucht Gott seine Engel, seine  Boten und Botinnen, dass sie den Menschen die Angst nehmen.
Fürchte dich nicht! Dies sind in den biblischen Geschichten meist die ersten Worte, die die Engel sagen. 
Ich glaube: wer einem anderen die Angst nehmen kann und Vertrauen ins Leben geben – das ist ein Engel.

Ich wünsche Ihnen, dass sie einem Engel begegnen und dann ist es nicht wichtig, ob sie ihn als Engel gleich erkennen.