Andacht am 19.02.2012, Pfarrerin Hannelore Bohner

Liebe Gäste!

Mit einer Geschichte möchte ich Sie in unsere Kindertage entführen. Vielleicht erinnern Sie sich wieder…
Ein Fischer lebte mit seiner Frau in einer Hütte. Jeden Tag ging er zum Fischen auf das Meer.
Eines Tages fing er lange nichts, dann aber hing etwas sehr Schweres an seiner Angel. Er zog es heraus. Es war ein Plattfisch. Doch es war kein gewöhnlicher Plattfisch. Sofort fing dieser nämlich zu reden an: „Fischer, ich bin kein gewöhnlicher Plattfisch. Ich bin ein verwunschener Prinz. Bitte lass mich leben und wirf mich zurück ins Meer!“ So bettelte der Plattfisch – und der Fischer sah das ein und warf den Plattfisch zurück ins Meer.
Nun ging der Fischer zurück zu seiner Frau in die Hütte. Die Frau erwartete ihn schon und rief: „Hast Du heute nichts gefangen?“
„Nein, nur einen Plattfisch“ erwiderte der Mann „und diesen habe ich zurück ins Meer geworfen, denn er war ein verwunschener Prinz!“ 
„Aber warum hast du dir denn nichts gewünscht?“ fragte die Frau.
„Was hätte ich mir den wünschen sollen?“ meinte der Mann.    
„Na, ein schönes Haus. Denn ich will nicht länger in dieser Hütte wohnen!“  sagte die Frau. „Auf, geh und ruf den Plattfisch noch einmal. Er wird dir den Wunsch erfüllen!“

So ging der Mann zurück an das Meer, stellte sich hin und rief den Plattfisch. Der Plattfisch kam angeschwommen.
„Kann ich mir etwas wünschen, weil ich Dir das Leben geschenkt habe?“, fragte der Fischer. „Ja, was willst du denn?“
„Meine Frau meint, es wäre schön, wenn wir ein Haus hätten!“
„Geh nur hin“ sagte der Plattfisch, „deine Frau ist schon in dem schönen Haus!“
Der Fischer kam nach Hause und anstelle der Hütte stand ein wunderschönes Haus da, wunderbar eingerichtet mit den schönsten Möbeln und Regalen, mit Schränken und allem, was man zum Leben braucht.

Zunächst war die Frau zufrieden und glücklich, aber dann meinte sie eines Tages: „Wir waren dumm. Wir hätten uns mehr wünschen können. Ich wäre gerne Königin. Der Plattfisch soll uns ein Schloss schenken und alles, was wir dazu brauchen um König und Königin zu sein!“
Wieder ging der Mann ans Meer, rief den Plattfisch und bat ihn, nun auch diesen Wunsch zu erfüllen.
„Geh nur hin, sagte der Plattfisch wieder, Deine Frau ist schon Königin und wohnt in dem wunderbaren Schloss.“ 
Als der Fischer nach Hause kam, staunte er. Da stand das riesengroße Schloss und seine Frau kam ihm in den herrlichsten Kleidern entgegen. „Wunderbar, sagte der Fischer, nun bist Du Königin und hast viel Macht!“

Aber auch nun dauerte es nicht lange, dann hatte die Frau wieder eine Idee: „Mann, geh noch einmal zum Plattfisch. Ich möchte, dass Du Papst wirst und wir dann noch mehr  Macht haben.“

Ungern ging der Mann zum Meer. „Lieber Fisch,“ rief er, „meine Frau hat schon wieder einen Wunsch. Sie möchte, dass ich Papst werde und mit ihr zusammen regiere.“
„Ja, ihr Wunsch soll erfüllt werden!“ 
Und so wurde der Fischer Papst .

Doch die Frau lag oft nachts wach, überlegte und überlegte, was sie noch alles werden könnte. Da weckte sie ihren Mann. „Steh auf und geh sofort ans Meer. Ich möchte Gott werden!“
Der Mann erschrak, machte sich aber sofort auf den Weg. Er sah das Meer. Es war heute stürmisch und grau. Am Meer angekommen, rief er in die Wellen hinein:
„Plattfisch, bitte komm, denn meine Frau hat noch einen Wunsch!“
Der Plattfisch tauchte zwischen den Wellen auf und als der Fischer ihm seinen Wunsch vortrug, sagte er: „Geh nur nach Hause. Deine Frau sitzt wieder in Eurer alten Hütte!“

 

Jesus sagt: „Hütet euch vor aller Habgier!“

Man kann auch sagen: Hütet euch vor aller Machtgier.