Andacht am 24.02.2012, Pastor Manfred Hink

Liebe Vesperkirchengemeinde,

Ratschläge, gegeben oder erhalten, können ganz unterschiedliche Reaktionen bei uns Menschen hervorrufen. Man kann darüber erfreut und dankbar sein, manchmal verletzen sie aber auch. Lassen sie mich ihnen hierzu einige Gedanken aufzeigen:

Guter Rat ist teuer, weiß der Volksmund. Er weiß auch: Wem nicht zu raten, dem ist auch nicht zu helfen.

Rat ist immer ein zweischneidiges Schwert. Wohl jeder war schon empört über einen Ratschlag, hat sich darüber geärgert oder fühlte sich bevormundet oder gar beleidigt, nach dem Motto: Der sollte zuerst vor seiner eigenen Tür kehren. Auf der anderen Seite hat uns vielleicht ein Rat Glück gebracht oder vor Schaden bewahrt. Ein Rat in auswegloser Situation rettete uns womöglich Hab, Gut und Leben.

Ein Blick ins Leben Jesu und in seine Handlungsweise gibt interessante Aufschlüsse.
Wie oft der Sohn Gottes Menschen einen Rat gab, weiß ich nicht. Dem nachzuforschen wäre eine spannende Aufgabe. Jesus hat oft geraten: vom Rat an den reichen Jüngling oder einen Aussätzigen. Petrus hat den Rat des Herrn befolgt, ist nochmals auf den See hinausgefahren und hat einen reichen Fischzug gemacht.

Einen ganz besondere Begegnung, die möge uns als Beispiel dienen, war die Einladung Jesu zu einem Pharisäer namens Simon, ebenfalls anwesend war eine stadtbekannte Sünderin, die Jesu die Füße salbte. Im Herzen des Simon regte sich der Gedanke „Wäre dieser ein Prophet, so wüsste er wer dies Weib ist.“
Jesu sah diesen Gedanken und gab Simon den weisen Rat, diese Frau in einem anderen Licht zu sehen. Wie Jesu diesem ehrenwerten Mann geraten hat, kann uns auch heute als Beispiel dienen. Er fiel nicht mit der Tür ins Haus. Er tadelte Simon auch nicht. Jesu hat ihn um Erlaubnis gebeten, dem Simon etwas sagen zu dürfen und er hat es ihm so gezeigt, dass er´s verstehen konnte.

Was können wir daraus lernen? Gerade wenn wir einmal der Meinung sind, jemand sei auf dem Holzweg und er brauche dringend unsere Einschätzung der Dinge, wie er auf den richtigen Weg zurückfinde, gerade dann, wenn wir einen großen Impuls spüren, Rat zu erteilen, stehen wir in Gefahr den anderen zu verletzen oder gar zu beleidigen, ihn für unfähig zu erklären Fragen wir -wie im Beispiel Jesu- um Erlaubnis, einen Rat erteilen zu dürfen. Und fragen wir uns, wie wir uns fühlten, wenn uns in dieser Situation jemand eben diesen Rat erteilen würde. Jesu sagte nicht: “Simon das ist ja unglaublich wie verbohrt du bist. Der Buchstabe des Gesetzes steht bei dir über jeder Liebe zum Nächsten! Das geht so nicht! Ich sage dir jetzt was richtig ist!“

Wenn wir uns berufen fühlen, Dem Nächsten einen Rat zu erteilen, gehen wir zunächst in uns, ob wir selbst in solcher Situation einen Rat bekommen wollen. Wenn wir sicher sind, dass wir selbst einen Rat nötig hätten, überlegen wir, wie wir dem Gegenüber respektvoll einen Rat schenken können. Ohne Vorwürfe, ohne ihm das Gefühl zu geben, er sei hilflos oder gar unfähig zur Selbsthilfe. Lassen wir ihm immer auch die Chance selbst darüber zu entscheiden und akzeptieren wir dann auch diese souveräne Entscheidung. Wer will schon den Nächsten schlagen mit einem „guten“ Rat.

Manfred Hink
Neuapostolische Kirche Ludwigsburg