Andacht am 16.02.2013, Jürgen Schäfer

Liebe Vesperkirchengemeinde,

Eva ist eine Frau, die ihre Umgebung immer wieder überrascht. Eigentlich ist sie traurig in ihrem Herzen. Ihr Leben ist voller Sorge, Krankheit, Familienprobleme. Doch sie kann so unwiderstehlich strahlen. Sie lächelt den Gesprächspartner an, nimmt manchmal sogar seine Hände in ihre und sagt „Danke“. Danke, dass du für mich betest. Danke, dass du mir zuhörst. Danke, dass du mir einen Rat gibst.

Wann habe ich, wann haben Sie einem Menschen zuletzt von Herzen „Danke“ gesagt?

Ein undankbarer Mensch hat selten gute Laune. Er überlegt, was ihm noch fehlt, was der Nächste für ihn noch tun könnte. Oder was ihm der Nächste noch nicht gegeben hat, worauf er aber Anspruch zu haben glaubt. Undankbare Menschen vergleichen häufig: Geht es meiner Nachbarin, meinem Bekannten besser als mir? Und wenn das in ihren Augen so ist, dann ist es nicht mehr weit zur wertenden Anklage: „Das ist ungerecht. Das darf nicht sein! Wie kann Gott das zulassen!“

Eine Dame beschrieb ihr Lebensgefühl mal so: „Ich bin ständig auf der Hut, denn viele Menschen sind nicht ehrlich. Wenn sie mir einen Cent schenken, wollen sie einen Euro dafür zurück.“ Wenn ich so denke, erwarte ich nichts Gutes vom Nächsten – und das wird sich auch so erfüllen. Denn in meinen negativen Erwartungen werde ich selten enttäuscht. Das ist ein tückischer Teufelskreis. Wie will diese Dame aber mit so einer negativen Erwartung fröhlich werden? Wofür soll sie dankbar sein?

Eine positive Grundstimmung und Dankbarkeit gehen Hand in Hand. Diesen Satz habe ich neulich gelesen. Ob er stimmt?

„Nun danket alle Gott!“ Wofür ihm danken? Stellt er uns doch immer wieder in bittere Prüfungen. Lässt er uns zappeln, wenn wir dringend Hilfe brauchen. Verweigert er uns, was uns so gut täte.

In einem Ratgeber zur Dankbarkeit steht eine kleine Übung: „Gleichgültig, in welcher Stimmung sie gerade sind, machen Sie folgende Übung: Zählen Sie an Ihren Fingern fünf Dinge ab, für die Sie dankbar sind.“ Das kann der Regentropfen oder der Sonnenstrahl sein. Wichtig sei, die Dankbarkeit wirklich zu fühlen. Weiter wird empfohlen, diese Übung jeden Tag zu machen. Und jeden Tag fünf andere Gründe zu finden.

Ich will diese Übung machen. Ich bin gespannt, wie viele Tage ich brauche, bis sich die Gründe wiederholen, für die ich meinem Schöpfer dankbar bin. Neugierig bin ich, ob Sie auch mitmachen bei dieser Dankbarkeitsfingerübung. Und spannend finde ich, wie sehr sich meine Stimmung durch den Zauber der Dankbarkeit ins Positive verändern wird. Wie viel Positives werde ich wohl an Schwester und Bruder, an meinem Nächsten entdecken? Werde ich den Segen und die Gnade Gottes in meinem Leben ganz deutlich erkennen? Werden die Sorge und Nöte an Gewicht verlieren und trübe Stunden heller werden?

Ich will es einfach versuchen – es klingt ja so banal und kostet keine zwei Minuten Zeit, Ich will meinem Gott jeden Tag für fünf andere Dinge Dank sagen und dabei wirklich Dank empfinden.