Andacht am 22.02.2013, Pfarrer Andreas Bührer

Liebe Gäste der Vesperkirche,

ich möchte Sie alle beglückwünschen.
Ich möchte Sie beglückwünschen, weil Sie hier an einem ganz besonderen Ort sind. Nicht nur, weil es eine Kirche ist. Das ist an und für sich nichts Besonderes, eine Kirche kann sogar sehr kalt und grau sein, ein totes Gemäuer, nichts weiter.  Wenn in einer Kirche nur Luft und leerer Raum sind und die  Türen auch noch verschlossen, dann ist sie höchstens äußerlich ein Fingerzeig auf Gott hin. Und das eigentlich bloß deswegen, weil  wir ja gelernt haben, wie eine Kirche aussieht. Ein Mensch, der noch nie eine Kirche gesehen hat, würde von außen vielleicht nicht einmal erkennen, wozu sie da ist. Und ob Gott dieses Gebäude gefällt, ist dann noch eine ganz andere Frage.
Aber hier drin, hier sind Sie an einem ganz bedeutenden Ort. Denn hier drin geschieht etwas höchst lebendiges, höchst wertvolles, höchst bemerkenswertes.  Denn hier sehen wir ein Stück von Gottes neuer Welt, wie Jesus sie damals erträumte und verkündete.  
Es geht mir nicht nur darum, dass in dieser Kirche gegessen, getrunken, geredet und gelacht wird. Das wird ja auch woanders, das kann man zuhause tun und in jedem Gasthaus. Sondern es geht darum, dass wir mit dieser Vesperkirche einander dienen. Dass wir füreinander das tun, was Gott uns immerzu tut. Dienen. Das ist seine Art.
Überlegen wir einmal: Warum feiern wir sonntags Gottesdienste in der Kirche? Nicht doch, weil wir Gott dienen könnten, sondern weil Gott uns dienen will. Solange wir noch meinen, wir müssten Gott mit etwas dienen, haben wir ihn noch nicht erkannt. Nein, anders herum wird ein Schuh draus:
Durch seinen Dienst an uns bringt er uns dazu, dass wir einander dienen. Das ist Gottes Plan mit uns: Statt übereinander zu herrschen oder zu lachen oder zu bestimmen, sollen wir einander dienen. Mit dem, was wir haben, mit dem, was wir sind.
Und genau das geschieht hier in der Vesperkirche. Hier drin dienen wir einander.
Die Helferinnen und Helfer bedienen einen nach allen Regeln der Kunst.
Am Eingang wird man höflich begrüßt.
Dann wird der Geldbeutel auf eine gute und gerechte Weise entlastet.
Anschließend wird man freundlich zu einem Platz geleitet.
Und dort mit Essen und Trinken nach Wunsch versorgt.
Außerdem wird auch jede Frage beantwortet.
Sogar gebacken wurde für uns. Und Kaffee gekocht und vieles mehr.
Und einer hält uns noch das Wort zum Freitag.
 
Besser bedient werden kann man kaum.
Und ich sage Ihnen: Genau das ist Gottes Art. Deswegen kann man ihn hier spüren. Weil er selbst der größte Diener ist, den wir uns vorstellen können. Weil  er eine ungeheure Freude daran hat, wenn wir nach seiner Art uns verhalten. Und wir lernen daraus:
Ihm zu dienen heißt nichts anderes als den Mitmenschen zu dienen.  

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Mahl- und Lebenszeit!