Andacht am 26.02.2011, Martin Strecker

Liebe Gäste in der Vesperkirche,

das kennen Sie sicher so gut wie ich: Die Situation ist völlig verfahren. Es geht nichts mehr vorwärts noch rückwärts. Man sitzt fest. Dann wird alles so zäh und anstrengend.
Und dabei spielt es gar keine Rolle, ob ich mir die Situation selbst „eingebrockt“ habe oder ob mir vom Leben noch ein schwerer Brocken auf mein Päckchen, auf meinen Karren draufgepackt wurde. Es gibt Tage da erscheint alles wie hinter einem Grauschleier.
Da überkommt einen die Lethargie und Hoffnungslosigkeit: Ob ich da je wieder rauskomme?

Schon seit langer Zeit fasziniert mich ein Rat, den der geniale Künstler und Konstrukteur Leonardo Da Vinci einem Freund gegeben hat: „Binde Deinen Karren an einen Stern!“
Ein starkes Bild: „Binde Deinen Karren an einen Stern!“
Da steckt beides drin: Die Erdenschwere eines vollgepackten Karrens und die Himmelssehnsucht nach dem, das größer ist als ich.

Ja, manchmal sehnen wir uns danach, unsere ganze Traurigkeit, Schwäche, Frust und Erschöpfung an einen Stern zu hängen. Wir möchten Licht am Horizont sehen, unser müder Glaube an das Leben Schaffende und Erhaltende sehnt sich nach neuer Nahrung, nach neuem Feuer.

„Binde Deinen Karren an einen Stern!“ - dieser Satz gibt mir neue Kraft. Er sagt mir: Lass dich von einer Kraft ziehen, die nicht von dieser Welt ist. Mit ihm wächst meine Hoffnung, dass die Ängstlichen neuen Mut bekommen, die Gleichgültigen neu Verantwortung übernehmen, die Schweigenden ins Reden kommen und von den Geduckten neue Ausstrahlung ausgeht.

„Binde Deinen Karren an einen Stern!“ – dieser Satz erinnert mich natürlich auch an die Weihnachtsgeschichte mit den drei Weisen aus dem Morgenland. Der Stern gab den Weisen Mut zum Aufbruch. Gegen allen Augenschein. Aufbrechen, seinem Stern folgen. Sich nicht im Klein-Klein verheddern. „Das Eigentliche“ nicht aus dem Auge verlieren. Und dann: Sich einfach auf den Weg machen.

Der erste Schritt dazu?
-    Nicht übers Alleinsein klagen, sondern auf andere Menschen zugehen
-    Nicht warten, bis sich die Umstände ändern oder mein Problem gelöst wird, sondern an einer Stelle anpacken

Die Bibel ist voll von Geschichten, die in immer wieder neuen Varianten davon erzählen, dass Gott auf der Seite des Lebens, der Bewegung steht.
Deshalb dürfen wir in aller Unverschämtheit die Erwartung haben: Ich muss den Karren nicht allein ziehen, es gibt einen der mitzieht – auch wenn es nicht den Anschein hat. Um dies zu verdeutlichen hat er uns seinen Sohn geschickt. Und er hat dessen Karren nicht geschont. Der war vollgepackt! Gott stand ihm zur Seite.
Dieses Wissen gibt mir Kraft.

Binde Deinen Karren an einen Stern!
Liebe Vesperkirchen-Gäste: Ich möchte Ihnen diesen Satz heute mitgeben in diesen Tag. Er möge Ihnen Kraft und Orientierung geben und nicht zuletzt: Ihre Hoffnung nach einem Sinn wieder neu entfachen.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Vesperkirchen-Tag!